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Stadtentwicklung und Digitalisierung: Ein Glossar

Diese und kommende Woche werden wir uns in zwei Schritten dem Thema des Plattform-Urbanismus annähern. Wir werden also der Frage nachgehen, wie beispielsweise Amazon oder Tinder unsere Städte verändern und in die Infrastruktur eindringen, die unseren urbanen Raum bisher ausgemacht hat. Im ersten Schritt werden wir uns Begrifflichkeiten rund um Stadtentwicklung und Digitalisierung ansehen. Dieses Glossar soll ein kompakter und übersichtlicher Einstieg sein und Begriffe erläutern, denen man im Bezug auf die Stadt der Zukunft häufig begegnet.

Im zweiten Schritt wird sich Eva Holzinger kommende Woche detailierter mit dem Thema auseinandersetzen. Dafür hat sie mit Emilia Bruck von der TU Wien gesprochen, wo sie sich mit dem Forschungsbereich für Örtliche Raumplanung auseinandersetzt.

Glossar

(Urban) Big Data: Der Begriff bezeichnet die große Menge an strukturierten und unstrukturierten Daten, die tagtäglich entstehen. „Big Data" beschreibt den physischen Bereich realer Objekte (Gebäude, Autos, Straßen usw.) und den sozialen Bereich der Stadtbewohner:innen im realen Raum, die alle eine virtuelle Form haben, die die realen Formen im erst- und zweit-dimensionalen Raum widerspiegelt (vgl. Pan, Yunhe / Tian, Yun / Liu, Xiaolong / Gu, Dedao / Hua, Gang: Urban Big Data and the Development of City Intelligence. In: Engineering 2, 2016, S. 171 – 178.) Ein Beispiel: Daten von Internet-of-Things-Geräten - auch in Bezug auf Mobilität, Verkehrsnutzung und Lebensbedingungen - können Stadtverwaltungen helfen, bessere politische Entscheidungen zu treffen.

Citizen ownership: Ein konkreter Ansatz für städtische Widerstandsbewegungen, in dem sich Bürger:innen mithilfe digitaler Medien aktiv in der Stadtgestaltung engagieren: „to look at how cities are made and remade with the help of digital media.“ De Lange, Michiel/ de Waal, Martijn (2013): Owning the city. New media and citizen engagement in urban design..

City as a service bedeutet unter anderem das Bemühen, Amtswege zu reduzieren. Über eine Service-Plattform können Städte Smart-City-Dienste anbieten, die ihre Bürger kostengünstig nutzen können. Entsprechende Dienste können alle kommunalen Aspekte aus den Bereichen Umwelt, Gesundheit, Verkehr, Transport, öffentliche Abgaben, Planungseingaben und vieles mehr umfassen.

Digital divide: Digitalisierung kann soziale Ungleichheit verstärken. Digital divide meint zum Beispiel den Unterschied zwischen Industrieländern und Entwicklungsländern in der Nutzung und dem Zugang zur digitalen, internationalen Kommunikationsinfrastruktur.

Eventisierung: Die Eventisierung von Städten wird heutzutage vermehrt als Methode benutzt, um durch verschiedene kleine und große Events sowohl nach innen, also für die Stadt und ihre Bewohner:innen, als auch nach außen, im nationalen und internationalen Maßstab, ein positives Image, einen Zuwachs an Besucher:innen sowie eine emotionale Verbindung zu der Stadt aufzubauen.

Gendered multimodal divide: beschreibt ungleich verteilte Zugangsmöglichkeiten und Ausstattungen im Mobilitätssektor. Gemeint ist nicht geschlechtsspezifische (binär gedacht weiblicher oder männlicher) Mobilität, sondern vergeschlechtlichte Mobilität, die entlang von geschlechtlicher Arbeitsteilung, Rollenzuweisungen und Geschlechtsidentität organisiert ist Bauriedl, Sybille / Wiechers, Henk: Konturen eines Plattform-Urbanismus. Soziale und räumliche Ausprägungen eines digital divide am Beispiel Smart Mobility.

Hybridisierung meint die (meist gewollte und kontrollierte) Kreuzung zweier Dinge unterschiedlicher Herkunft, um einen gewissen Nutzen zu erzielen. Für die Stadt bedeutet dies zum Beispiel, dass sie mit Elementen wilder Natur zu kombinieren ist, etwa als Reaktion auf den Klimawandel ihre Begrünung zu verstärken. Körner, Stefan: Hybridisierung von gebauter Stadt und wilder Natur

Mobility as a service: Das Zusammenführen von öffentlichen und privaten Angeboten als Ansatz, den Transport bzw. die Abhängigkeit von eigenen Fahrzeugen durch ein Angebot verschiedener Mobilitätsdienste wie etwa öffentliche Verkehrsmittel, Taxis und Ride-Hailing-Dienste, Shuttle-Dienste, Carsharing, Carpooling, Bike-Sharing und Scooter-Sharing zu ersetzen.

Multimodal divide: Multimodalität im Personenverkehr meint die Möglichkeit, verschiedene Verkehrsmittel zu nutzen. Multimodal divide beschreibt demnach unterschiedliche Zugänge zu Mobilitätsoptionen und das soziale Ungleichgewicht materieller Verkehrsmitteloptionen. Bauriedl, Sybille / Wiechers, Henk: Konturen eines Plattform-Urbanismus. Soziale und räumliche Ausprägungen eines digital divide am Beispiel Smart Mobility

Plattform-Kooperativismus „fungiert als Sammelbecken für Plattform-Unternehmen, die sowohl (moralische) Werte wie auch auf (economic) values rekurrieren, Geschäftsmodell und Gerechtigkeit nicht als inhärent widersprüchliche Konzepte begreifen und an der Schnittstelle zwischen Markt und Zivilgesellschaft operieren wollen.“ Pentzen, Jonas: Vom Plattform-Kapitalismus zum Plattform-Kooperativismus? Potenziale und Grenzen kooperativer Unternehmungen in der Plattformökonomie

Plattform-Ökonomie bzw. Plattform-Kapitalismus: „Srnicek beschreibt die Geburt des Plattformmodells überzeugend als Produkt der zyklischen Krisen der Nachkriegsjahre.“ Altenried, Moritz: Was ist eine Plattform? Politische Ökonomie und Arbeit im Plattformkapitalismus Im Zuge dessen hat sich der Kapitalismus des 21. Jahrhunderts zu einer Wirtschaftsform transformiert, die zunehmend auf Daten aufbaut und diese nutzt, um das Wirtschaftswachstum aufrechtzuerhalten. Die Konsequenz ist die Entstehung von Plattformen als neues Geschäftsmodell der aktuellen und zukünftigen Wirtschaft.

Plattform-Urbanismus ist die Verräumlichung der Plattformisierung und findet vor allem in der neoliberalen Stadt ihre Bühne: „Plattform-Urbanismus kann als eine Produktionsweise von Raum verstanden werden, in der Plattformen in der Herausbildung sozio-technischer Beziehungen zwischen Stadtraum und Menschen eine zentrale Bedeutung einnehmen.“ Das heißt konkret: Vielfältige Versorgungsaufgaben in Städten werden mittlerweile über Online-Plattformen vermittelt, die durch internationale IT-Konzerne betrieben und durch digitale Infrastrukturen im öffentlichen Raum unterstützt werden.

Sharing-Ökonomie: Der Begriff der Sharing Economy meint das systematische Ausleihen von Gegenständen und das gegenseitige Bereitstellen von Räumen und Flächen, also Teilen statt Besitzen, insbesondere durch Privatpersonen und Interessengruppen. Im Mittelpunkt steht die „Collaborative Consumption“, also der Gemeinschaftskonsum.

Smart City meint die zunehmende Digitalisierung einer Stadt, die sich auf viele unterschiedliche Bereiche auswirkt. Smart Cities sind mit Versprechen einer steigenden Lebensqualität durch digitale Technologien verbunden.

Smart Mobilty beschreibt ein Angebot, das eine möglichst energieeffiziente, emissionsarme, sichere, komfortable und kostengünstige Mobilität ermöglicht und das von den Verkehrsteilnehmer:innen intelligent genutzt wird. Dabei geht es primär die Optimierung der Nutzung der vorhandenen Angebote durch den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien. Wolter Stefan: Smart Mobility- Intelligente Vernetzung der Verkehrsangebote in Großstädten

Uberization: die Handlung oder der Prozess, den Markt für eine Dienstleistung zu verändern, indem eine andere Art des Kaufs oder der Nutzung eingeführt wird, insbesondere unter Verwendung mobiler Technologie.