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Editorial Print #02: Was wir jetzt voneinander brauchen

Was wir jetzt voneinander brauchen damit die Zukunft gelingt.

Menschen hängen an Kategorisierungen und sie sind auch recht nützlich, weil sie unser Gehirn entlasten und ihm so Raum für andere Arbeitsprozesse freiräumen, eine solche Kategorie ist die Generation. Die generationale Perspektive ermöglicht es uns, Wandel im Laufe der Zeit zu verstehen, sie kann einen Gemeinschaftssinn stiften und Fortschritt sichtbar machen. Wir haben uns in dieser Ausgabe dem Thema Generationen gewidmet, weil wir glauben, dass der Zusammenhalt von Menschen unterschiedlichen Alters essentiell für eine bessere Zukunft ist. Der Begriff der Generationen birgt großes Diskussionspotential: Ist es legitim, der Gen Z oder den Boomern Attribute zuzuschreiben, wenn doch nicht alle Menschen der Gen Z beispielsweise Tanzvideos auf TikTok drehen und nicht jeder Boomer den Klimawandel vorangetrieben hat? 

Es gibt auch über Altersgrenzen hinweg Gemeinsamkeiten. Es gibt eine allgemeine Tendenz dazu, dass wir uns oft abgetrennt von früheren Generationen sehen und vergessen, wie stark Ereignisse, die vor 100, 200 oder sogar 1.000 Jahren stattgefunden haben, die Welt von heute noch prägen. Durch Kriege entstanden transgenerationale Traumata oder bahnbrechende physikalische Entdeckungen veränderten das Leben ganzer Generationen und die Art und Weise, wie wir heute wirtschaften, wird die Menschen noch Jahrhunderte beschäftigen. Unser kurzsichtiger Umgang mit Ressourcen ist es, der uns vor Herausforderungen stellt und stellen wird. Ein ausgeprägter Individualismus lässt viele Menschen auf der Strecke, verhindert Chancengleichheit und verdeckt den Blick für das Wesentliche: Ein gutes Leben für alle. Ein Denken in Ökosystemen, in Verbundenheit kann viele Chancen bergen. 

Was brauchen wir also, damit unsere gemeinsame Zukunft gelingt? Eine eindeutige Antwort auf diese Frage ist schwer zu finden. Was wir mit großer Sicherheit sagen können: Eine gesunde Gegenwart verlangt nach einem intensiven Verständnis für die Vergangenheit, aber auch den Blick darauf, was um uns herum im Hier und Jetzt passiert. Wir haben uns bei den Texten dieser Ausgabe auf diese Blicke fokussiert. In Kärnten beispielsweise kämpft die Minderheit der Kärntner Slowen:innen noch immer darum, gesehen und gehört zu werden. Wir blicken in die Ukraine, dessen Krieg uns auch vor die Frage stellt, wie eine Energiewende schnellstmöglich gelingen kann. Wir sprechen über Armut und Chancengleichheit, die eng verbunden sind mit der Frage der Generationengerechtigkeit, und über die Zukunft der Sexualität und Consent. Diese Auseinandersetzungen zeigen, wie dringlich die Verbundenheit zwischen den Generationen ist. Eine gute Zukunft beginnt in der Gegenwart, und zwar jetzt. 

Den Beginn dieser Ausgabe machen – wie schon im ersten Heft – drei Wissenschaftlerinnen, die uns Einblick geben, welche Bedeutung das Denken in Generationen für ihr Feld hat und welche Potentiale es birgt.